Es braucht Offenheit von beiden Seiten

Ich kam vor fast 30 Jahren als Verfolgte der serbischen Repressalien in die Schweiz. Nach 3.5 Monaten hatte ich meine erste Arbeitsstelle, bald darauf folgte die zweite. Ich wollte finanziell schnell unabhängig sein.

Ich bin Mutter und sechsfache Oma, was mich mit Glück und Stolz erfüllt. In Kosovo habe ich studiert und arbeitete als Lehrerin. Ich kam vor fast 30 Jahren als Verfolgte der serbischen Repressalien in die Schweiz. Nach 3.5 Monaten hatte ich meine erste Arbeitsstelle, bald darauf folgte die zweite. Ich wollte finanziell schnell unabhängig sein. Es war ein steiniger Weg. Meine drei Kinder konnte ich erst nach 5 Jahren nachholen. Am Flughafen erkannte ich meinen 17jährigen Sohn nicht mehr. So etwas vergisst man nie!

Meine drei Söhne mussten sich ganz neu orientieren. Dabei halfen uns zwei Schweizer Familien, mit denen wir bis heute befreundet sind. Meinen Söhnen erklärte ich, dass sie nur mit einem klaren Ziel im Leben weiterkommen. Sie studierten oder absolvierten eine Lehre und stehen heute erfolgreich im Leben.

Nach 7.5 Jahren Arbeit im Altersheim wollte ich mich verändern. Durch einen Glücksfall erhielt ich eine Teilzeitstelle als Buchhalterin, wenig später eine weitere Stelle als Garderobiere und Ticketkontrolleurin. Beide Tätigkeiten führe ich mit Herzblut aus und geniesse nebenbei die Konzerte.

Nächstes Jahr werde ich pensioniert. Ich wurde angefragt, ob ich weiterarbeiten möchte, was ich gerne tue und mich mit Stolz erfüllt.

Ich besuche gerne Orte, wo Kontakte gewollt geknüpft werden, z.B. Sportveranstaltungen in Schulen oder Kaffeenachmittage mit Freunden und Bekannten. Kontakte mit Einheimischen zu knüpfen ist etwas schwierig, jedoch nicht unmöglich. Kontakte findet man einfacher, wenn man sich selbst öffnet. Mahatma Ghandi hat gesagt: «Willst Du die Welt verändern, so verändere Dich selbst».

Wir lassen uns zu stark von negativen Nachrichten in den Medien beeinflussen. Man kann aber nur urteilen, wenn man Menschen egal welcher Herkunft offen begegnet und sie kennenlernt. Kinder lernen in der Schweiz durch das Zusammenleben schon sehr früh, was Toleranz bedeutet.