Vivek Kumar, Indien

Die Schweiz ist keine Insel

Für mich war das internationale Flair und die Nähe zu Deutschland und Frankreich sehr wichtig. Für die ganze Familie insbesondere für die Kinder ist eine internationale Umgebung bereichernd, weil man sich mit ganz unterschiedlichen Realitäten auseinandersetzen muss.

Nach meinem Ingenieurstudium in Indien war meine erste Station Deutschland, wo ich promovierte und schnell Deutsch lernte. Viele Inder wandern in die USA aus, da ihre Zweitsprache Englisch ist. Bald erhielt ich ein Angebot als Entwicklungsingenieur bei einer Schweizer Firma, die Messgeräte herstellt. Für mich war das internationale Flair und die Nähe zu Deutschland und Frankreich sehr wichtig. Für die ganze Familie insbesondere für die Kinder ist eine internationale Umgebung bereichernd, weil man sich mit ganz unterschiedlichen Realitäten auseinandersetzen muss. Da die Zukunft meiner Kinder offen ist und ich nicht weiss, wohin ihre Wege führen, ist das Erlernen verschiedener Fremdsprachen unabdingbar. Ich bin fest der Überzeugung, dass Kinder so früh wie möglich Englisch und weitere Landessprachen lernen sollten. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Kulturen fördert die Offenheit und Anpassungsfähigkeit. Das ist ein grosser Gewinn, den Basel bietet.

Im Vergleich zu Indien ist Basel als Industriestadt und die Schweiz im Allgemeinen ruhiger und grüner. Es besteht mehr Raum für die Bewohner/-innen, und die Luft ist deutlich besser.

Es ist mir ein Anliegen, dass sich die Schweiz nicht als geschlossene Insel verhält, sondern weiterhin gute Beziehungen mit ihren Nachbarländern pflegt und sich weiterentwickelt. Davon können wir alle profitieren. Diesen Ansatz vertrete ich auch auf politischer Ebene innerhalb meiner Partei.

Mich politisch und ehrenamtlich zu engagieren sehe ich als Teil meiner Integration. Verantwortung innerhalb der Gesellschaft zu übernehmen, ist wichtig und bietet eine gute Möglichkeit, neue Freundschaften zu knüpfen. Auch durch kleinere Schritte ist es möglich, etwas zu bewegen und zu verändern. In der Schweiz habe ich sehr viele und unterschiedliche Personen kennengelernt und bin mit verschiedensten Kulturen in Kontakt gekommen. Neben meiner Arbeit will ich mich für das Gemeinwohl und die künftigen Generationen einsetzen.

Melahat Yapici, Türkei

Niemand braucht sich seiner Herkunft wegen zu schämen

Mit 13 Jahren kam ich im Familiennachzug mit meinen Geschwistern in die Schweiz. Mein Vater lebte schon sieben Jahre hier, deshalb kannte ich ihn kaum. Unsere Mutter, entfremdet von ihrem Ehemann, blieb in der Türkei zurück. Diese Trennungen, zuerst vom Vater, dann von meiner Mutter, waren für mich sehr hart und prägend.

Mit 13 Jahren kam ich im Familiennachzug mit meinen Geschwistern in die Schweiz. Mein Vater lebte schon sieben Jahre hier, deshalb kannte ich ihn kaum. Unsere Mutter, entfremdet von ihrem Ehemann, blieb in der Türkei zurück. Diese Trennungen, zuerst vom Vater, dann von meiner Mutter, waren für mich sehr hart und prägend.
Nach meiner Ankunft in der Schweiz war ich mit vier Fremdsprachen konfrontiert: Schweizerdeutsch im Alltag, Deutsch, Französisch und Englisch in der Schule. Meine Schul- und Ausbildungszeit war eine grosse Herausforderung und ein Leidensweg. Es gab einige Lehrpersonen, welche aufgrund meines kulturellen und sprachlichen Hintergrundes nicht an mich glaubten. Jahrelang hatte ich das Gefühl, dass ich nicht gut genug bin.

Vielleicht auch deshalb, weil ich mich unbewusst immer an den besseren Schüler/-innen orientierte. Ich versuchte lange, mich bestmöglich anzupassen und meine kulturelle Herkunft zu verbergen bzw. zu verdrängen. Heute weiss ich, dass dieses Verhalten eine Überlebensstrategie für mich darstellte, um voll und ganz auch als Teil dieser Gesellschaft anerkannt zu werden und meinem Bedürfnis – dazugehören – nachzukommen.

Ich fühlte mich auf meinem schulischen Weg sehr einsam und wollte besonders Kinder mit Migrationshintergrund unterstützen und ihnen den Weg erleichtern. Ich wurde Primarlehrerin und absolvierte einen Master in Fremdsprachendidaktik – also in dem Bereich, der früher mein grösstes Defizit war. Heute weiss ich, dass ich Vorbild für viele Kinder bin und ich kann sie zum Lernen motivieren. Meinen türkischen Hintergrund nehme ich mittlerweile als sehr vorteilhaft und als Bereicherung wahr.

Ich engagierte mich aktiv als Kompost- und Abfalltrainerin für Migrantinnen und Migranten, im «Café Secondas» und in einem Theaterprojekt gegen Fremdenfeindlichkeit. Ausserdem arbeite ich selbständig als Familienaufstellerin nach dem Prinzip «Ohne Wurzeln keine Flügel». Die Aufarbeitung der soziokulturellen Wurzeln ist wichtig, damit man sich gut integrieren kann.

An Basel liebe ich den Rhein und Fähre, die Altstadt, die Pärke, die schönen Brunnen mit bester Wasserqualität, die Sicherheit, die Ruhe und die vielfältig geprägten Quartiere. Die Gesellschaft hat durch die Migration einen grossen wirtschaftlichen und kulturellen Gewinn.

Rexhep Cekaj, Kosovo

Mit beiden Identitäten zufrieden und glücklich

Ich bin Basler mit kosovarischen Wurzeln, Ehemann und Vater von zwei Kindern. 2008 kam ich nach Basel und habe hier geheiratet. Seit meinem Zuzug arbeite ich als Maler. Heute koordiniere ich den Geschäftsbereich Malerbetrieb.

Ich bin Basler mit kosovarischen Wurzeln, Ehemann und Vater von zwei Kindern. Im Kosovo sammelte ich viele Erfahrungen im Gartenbau und in diversen Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben. 2008 kam ich nach Basel und habe hier geheiratet. Seit meinem Zuzug erlernte ich das Malerhandwerk. Heute leite ich den Geschäftsbereich Malerbetrieb der Firma Pfiff GmbH und fühle mich in der Firma zu Hause. Gerne würde ich in Zukunft mein Knowhow angehenden Malern weitergeben.

In Basel fühle ich mich wohl, die Freizeit verbringe ich gerne mit meiner Familie in der Grün 80 oder am Birsköpfli. Ich identifiziere mich sowohl mit Basel als auch mit dem Kosovo. Meine Erziehung war eher patriarchalisch geprägt, doch Werte wie korrekter und respektvoller Umgang waren meinen Eltern sehr wichtig. In der Schweiz habe ich gelernt, kritisch zu denken und die Dinge zu hinterfragen. Mein Vater, der als Schuldirektor tätig war, und meine Vorgesetzte im Betrieb haben mich stark beeinflusst. Ich habe viel durch sie gelernt. Seit ich hier lebe, bin ich lebenserfahrener geworden und habe aus meinen Fehlern gelernt. Mein Familienumfeld hat sich sprachlich verändert. Meine Kinder beherrschen beide Sprachen und sprechen mit mir baseldytsch.

Am Anfang war es schwierig, mit Einheimischen Kontakte zu knüpfen. Ich war froh, meine Frau an meiner Seite zu haben. Durch die Arbeit hat sich die Situation verändert. Das offene und internationale Team und meine verständnisvolle Chefin ermöglichten mir, wichtige Kontakte zu knüpfen. Wenn die Kommunikation auf gleicher Augenhöhe stattfindet, sind dies auch fruchtbare Kontakte.

Ich schämte mich nie, ein Ausländer zu sein. Arbeit ist für mich ganz wichtig, deshalb habe ich auch schon einige berufliche Ziele erreicht. Mit diesen Stärken bin ich gut gewappnet. Wenn ich im Ausland neu anfangen müsste, könnte ich dank meiner handwerklichen Kenntnisse überleben und für meine Familie sorgen. Das ist ein gutes Gefühl.

Meine Erfahrung zeigt mir immer wieder, wie wichtig Höflichkeit und Anstand für ein freundliches und respektvolles Miteinander ist.

June Winterflood, Kanada

Der öffentliche Verkehr in Basel ist phantastisch!

Ich komme aus Ontario, Kanada. Meine erste Migrationserfahrung machte ich mit 24 Jahren, als ich nach London zog. Nach vielen Jahren Aufenthalt in England und danach in Frankreich, kamen mein britischer Ehemann und ich Ende 2005 in die Schweiz.

Ich komme aus Ontario, Kanada. Meine erste Migrationserfahrung machte ich mit 24 Jahren, als ich nach London zog. Nach vielen Jahren Aufenthalt in England und danach in Frankreich, kamen mein britischer Ehemann und ich Ende 2005 in die Schweiz. Heute arbeite ich in Basel als Englischlehrerin.

Schon in einigen europäischen Hauptstädten wie auch kleinen Dörfern habe ich gelebt, doch Basel war mir sofort sehr sympathisch. Die Stadt bietet eine Fülle kultureller Annehmlichkeiten. Man kann praktisch überall zu Fuss hingehen. Im Vergleich zu manchen anderen europäischen Städten bietet Basel hervorragende öffentliche Verkehrsmittel.

Ich liebe die Stadtmitte, weil man sich in verschiedenen Cafés und Parks wunderbar verabreden kann. Das Rheinufer ist einer meiner Lieblingsorte. Vor allem liebe ich es mit dem kleinen Rhyschiffli zu fahren. Basel bietet eine grosse Nähe zur Natur und es gibt viele autofreie Zonen, was ich sehr angenehm finde. Auf dem Bruderholz nutze ich gerne das Fahrrad oder unternehme lange Spaziergänge.

In Grenznähe leben zu können, geniesse ich. Ich bin Mitglied in einem Tennisklub in Weil am Rhein und gehe auch gerne ins grenznahe Frankreich.

Basel hat eine sehr angenehme internationale Dimension. Durch meine berufliche Tätigkeit freundete ich mich mit vielen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund an.

Viele Schweizerinnen und Schweizer/-innen haben selbst Auslandserfahrung und es macht Spass, sich mit ihnen auszutauschen. Die meisten Einheimischen sind offen und geduldig, wenn ich versuche mit ihnen Deutsch zu sprechen, obwohl sie selbst meistens gut Englisch sprechen. Nach etwas mehr als 13 Jahren in Basel sollte ich unbedingt mein Deutsch verbessern. Es wäre schön für mich, wenn ich dadurch zum Beispiel die Schnitzelbänke der Basler Fasnacht besser verstehen könnte.

Yoko Tateishi, Japan

Mit Kochkursen kulturelle Brücken bauen

Ich komme aus Japan und bin ausgebildete Reiseleiterin. Vor 15 Jahren zog ich mit meinem damaligen Mann nach Basel. Anfangs war ich Hausfrau und Mutter. Als meine Tochter neun Jahre alt wurde, änderte sich Vieles in meinem Leben.

Ich komme aus Japan und bin ausgebildete Reiseleiterin. Vor 15 Jahren zog ich mit meinem damaligen Mann nach Basel. Anfangs war ich Hausfrau und Mutter. Als meine Tochter neun Jahre alt wurde, änderte sich Vieles in meinem Leben. Ich lernte Deutsch bei «Lernen im Park». Ein Glück für mich und meine Tochter war der Velofahrkurs für Migrantinnen. Wir wurden sicherer beim Velofahren, im Umgang mit Tramschienen und bisher unbekannten Strassenschildern. Interessanterweise kam bei mir dadurch das erste wohlige Gefühl auf, in Basel integriert zu sein.

Jahrelang engagierte ich mich für eine japanische Müttergruppe. Es fiel mir anfangs schwer, Kontakte mit Einheimischen zu knüpfen. Das Angebot der GGG «Besseres Deutsch durch Begegnung» ermutigte mich, besser Deutsch zu lernen. Bald fiel es mir einfacher, mit den Einheimischen zu kommunizieren. Ich wünsche mir, dass den neu zugezogenen Migrant/-innen mehr Mut zum Deutschlernen gemacht wird. Wenn ich früher die Möglichkeit gehabt hätte, einen Deutschkurs mit Kinderhort zu besuchen, wäre ich sehr dankbar gewesen.

Heute bin ich dank eines Firmen-Gründungskurses eine zufriedene Selbständigerwerbende mit guten Geschäftspartnerschaften. Als Alleinerziehende nahm ich 2015 die Herausforderung an, ein eigenes Geschäft für japanische Kochkunst zu eröffnen. Ich koche nicht nur in Kursen, sondern auch in Museen, auf Messen und bei Privatpersonen. Ich habe schon immer gerne kulturelle Brücken gebaut. Das macht mich glücklich und selbstsicher.

Basel hat eine eigene Mentalität. Ich schätze vor allem die Kinderfreundlichkeit, die Bibliotheken, die liberale und zeitgemässe Schulerziehung, die kulturelle Offenheit. Davon könnte man in Japan viel lernen. Nur wenn die Baslerinnen und Basler Schwyzerdytsch mit mir sprechen, fühle ich mich unsicher. Ich will ja die Einheimischen bei der Kommunikation nicht stören und halte mich dann eher zurück.